Texte und andere Schriften

Himmelreich, Arndt: Was hat Hamlet der Psychoanalyse zu sagen?
Donnerstag, 19. Oktober 2006
Traum, Theater und Psychoanalyse: Wie steigen ihre „anderen Schau-Plätze“ (autres scènes), ihre „anderen Zeiten“ und ihre „anderen Akte“ Stück für Stück auseinander hervor? Ist die Psychoanalyse aus dem Theater geboren und das Theater aus dem Traum, der in beiden weiter lebt und weiter drängt? Und wie wird dereinst ein „AKT“, der zählen und einen Riss in der Zeit aufgerufen haben wird, durch „écran“, „Wand-Vorhang“ und „Spiegel“ hindurch möglich (gewesen) sein? Wachen wir eines Tages aus einem Traum auf, den wir allzu lange für die Wirklichkeit gehalten haben? Aus einer täglichen Geborgenheit, einer „nächtlichen“ Höhle von Bett- Couch und Welt-Bühne, die wie ein Phantasma, wie Mutterleib, Theater und Globus uns fast von allen Seiten rundum schützend umfangen? Wird uns dies wie Hamlet erst im Akt des Sterbens möglich sein? Oder werden wir schon zuvor in einer Passage und Passe anderer Art wie Odysseus (so Freud) oder Orpheus (so Lacan) an den Rand des Toten-Reiches reisen (auf der Suche nach der verlorenen Liebe) und danach auch wieder zurückkehren können? Wer ist für Freud, wer ist für uns der Führer im Toten- Reich? Der tote Vater? Welcher „Übergang“ lässt Freud und welcher uns aus Angst wieder von der „anderen“ Bühne des Realen steigen und zurückkehren? War es für Freud der vorausgesehene Tod seiner Kinder, die er überleben wird, über die er gehen, die er übergehen wird? Müssen Wunsch-Kinder und Kinder-Wünsche in uns sterben?

Hammer, Andreas: Ester – oder von Säumen lesen
Donnerstag, 17. Juni 2010
„Es fällt mir nicht leicht, einen Anfang zu finden und dabei womöglich zu bemerken, dass der Text längst ein geschriebener ist – woanders eingeschrieben; es im Wesentlichen um eine Umschrift geht. Aus einer Sprachlosigkeit in ein Schreiben zu kommen, Fragen eine Körperlichkeit und damit eine Richtung zu geben, rührt mir nicht nur an den Grenzen des Darstellbaren und konfrontiert mich gleich im Beginn mit einer Rück-Sicht auf Darstellbarkeit, sondern setzt möglicherweise das Wagnis einer Adressierung voraus, das heißt ein Vertrauen darauf, dass etwas von dem Tanz der Buchstaben angekommen sein wird. Nachträglichkeit und Repräsentanz, ein tänzerisches – ein Reigen – eilen voraus im Versuch, den möglichen und unmöglichen Beziehungen, den Rück-Sichten und Darstellungen der verschiedenen Lektüren des „Traumes von der Botanischen Monographie“ nachzugehen.“ <a href=“http://www.amazon.de/Ester-botanischen-Monographie-verschiedene-Traumdeutung/dp/3899753909/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1290039993&sr=8-1″>Hammer, A. (2010). Ester – oder von Säumen lesen. AVM-Verlag: München.</a> <a href=“https://lagib.de/Leseprobe_Ester-Oder_von_Saeumen_lesen.pdf“>Leseprobe</a>

Steinmeyer, Claudio: Lacantektur / Psychoanalyse und Architektur
Sonntag, 31. März 2013
Ich möchte zuerst schnell klären das ich von Architektur nicht viel weiß, und von der psychoanalytischer Theorie vielleicht knapp etwas mehr. Aber immerhin meine Praxis soll mich durch das Thema führen können. Zweifellos lässt sich die Architektur sehr gut als Metapher unserer Praxis benutzen. Schon die Etymologie des Worts „Architektur“ : Kunst des Baus, ladet uns ein um Parallelismen mit unserem Feld zu überlegen. Wo liegen die Gemeinsamkeiten zwischen der Architektur und unserer psychoanalytischen Praxis? Ich habe zu dieser Frage eine mögliche Antwort gefunden, die ich heute mit Euch teilen möchte. Wie üblich will ich dabei freudianische Referenzen immer in Betracht ziehen. In „Konstruktionen in der Analyse“ definiert Freud die Konstruktion als grundlegende Aufgabe des Analytiker: das Vergessene aus den Anzeichen (Spuren), die es hinterlassen, zu konstruieren. Und so ein vollständiges Bild der vergessenen Lebensjahre des Patienten herzustellen. Freud besagt, dass die Rekonstruktion letztendlich das Ziel eines Archäologen sei, jedoch die Konstruktion für den Psychoanalytiker eine vorbereitende Aufgabe darstellt. Aber – und jetzt wird’s interessant: nicht „vorbereitend“ wie bei einem Hausbau, bei dem zuerst die Wände aufgerichtet, dann die Türen und Fenster eingebaut werden und schließlich dekoriert wird. Die Konstruktion ist für Freud im logischen Sinne vorbereitend, und er beschreibt eine so genannte Dialektik, die Dialektik der analytischen Vorgehensweise: Konstruktion… neues Material des Patienten… neue Konstruktion… neues Material… usw. Dabei sei es kaum notwendig, dass die Konstruktion alle Aspekte der Vergangenheit der vergessenen Fragmente beinhaltet; es reicht, wenn es für den Patienten zu der „Überzeugung“ der historischen Wahrheit führt, mit der wir das gleiche therapeutische Ergebnis erzielen. Lasst mir bitte euch kurz daran erinnern, dass mit dem Fall “Der Wolfsmann”, Freud verlässt den Versuch die genaue Einzelheiten der Traumtische Szene zu verfolgen und fängt an mit der Phantasie zu arbeiten, denn die Phantasie enthält subjektive Wahrheit egal ob das in der Wirklichkeit geschehen ist oder nicht. Die Phantasie bekommt jetzt ihr eigenes spezifisches Gewicht. Freud fügt hinzu, dass – anders als beim Archäologen – der Analytiker bei der Konstruktion den Vorteil hat, das Material aus Wiederholungen anhand der Übertragung vor sich zu haben. Dazu gibt er ein Beispiel, bei dem die Konstruktion die ödipale Situation des Patienten widerspiegelt: Vater, Mutter, Geburt eines Geschwisters, liebevolle Gefühle dem Einen gegenüber und feindliche gegenüber eines Anderen usw. Die Konstruktion sucht also die Überzeugung angesichts der historischen Wahrheit und stellt wieder ein Empfinden von subjektiver Kontinuität her bei Aufhebung des Unterdrückten/Verdrängten. Auf welchem Wege wollen wir diesen vergessenen, unzugänglichen Teil mit gültiger historischer Wahrheit konstruieren? Schauen wir uns an, was Lacan dazu beibringt. Im Seminar VII „Die Ethik“ sagt er, dass „die primitive Architektur als etwas definiert werden kann, dass um eine Leere herum organisiert wird“, und vergleicht sie mit dem Krug, den der Töpfer erschafft. Der Krug ist vielleicht das erste industrielle Stück zur Repräsentation einer zu füllenden Leere; hier finden wir die Abwechslung von leer/voll im Realen, was wir „das Ding“ nennen. Das Reale wird von der Sprache, der Kultur, beeinflusst. Das Ding wird eines der Schritte Lacans sein, die der Erörterung des Objekts a vorausgehen. Im Realen fehlt nichts, es ist der Krug, oder in unserem Fach der Phallus, der eine Leere entstehen lässt, ein Fehlen. Im Seminar X „Die Angst“ formt Lacan weiterhin die Idee der Leere, die aus der symbolischen Ordnung entsteht. Er bezeichnet dabei den Ort „minus phi” als “Heim”. Dieser Ort symbolisiert die imaginäre Kastration, der Ort der Angst verursacht, wenn er fehlt. Der Punkt, aus dem heraus der Neurotiker die Kastration des Anderen zu verschließen versuchen wird. Der Andere entspringt einem Meer aus Bedeutungen der Geschichten des “Familienromans”. Hier können wir eine erste Pause in unserem Weg einlegen und behaupten, dass das, was der Analytiker konstruiert, mit dieser abwechselnden Leere und Fülle zu tun hat, die die Relation des Subjekts mit dem Realen definieren wird. Das Subjekt kommt mit einer Beschwerde, einem Anspruch. Wir fahren fort mit der Übertragung dessen, was der Neurotiker sein ganzes Leben getan hat: fordern. Fordern, um das Objekt des Begehrens zu decken. Die Entwicklung der Analyse entspricht dann dem Weg des Subjekts zurück zu seinem Begehren, vom Anspruch %%EDITORCONTENT%%lt;>D zum Phantom: %%EDITORCONTENT%%lt;>a In diesem Sinne, glaube ich, gibt es einen bedeutenden Augenblick in der analytischen Praxis, in dem eine Art „architektonisches Grundriss“ erschaffen wird, wo wir diesen Weg verzeichnen können, und das ist die Supervision. Denn die Supervision ist ein guter Platz zur Erfassung des Signifikanten der Übertragung (SÜ – Der unbewusste Name des Analytikers) und seiner Verbindung mit der phallischen Funktion. Damit formulierte das Subjekt seine ersten Ansprüche angesichts des schmerzhaften Einbruchs der Sprache in die Welt seiner Bedürfnisse, und das Objekt a, in Liebe idealisiert, einschränkte: i(a) : SÜ <>PHI Wenn wir konstruieren, dabei aber die phallische Funktion nicht beachten, befinden wir uns in der Suggestion. Wenn wir konstruieren, ohne den Signifikant der Übertragung zu beachten, greifen wir zurück auf die Theorie des Symbolismus, die uns eine Tür zum korrigierenden Acting-out öffnen kann, indem der Patient uns in Kenntnis setzt, dass wir das Ziel verfehlt haben. Wenn wir ohne „a“ konstruieren, haben wir die unendliche Analyse; denn die Aufdeckung des Agalmas ist es, was der Trägheit der Übertragungsliebe Einhalt gebietet. Wenn der Grundriss jedoch richtig ist, wenn die Konstruktion funktioniert, entsteht (oder sollte entstehen, als angestrebtes Ende der Analyse) der Genussname des Subjekts, das Symptom, eine symbolische Erschaffung (ex-nihilo) des Dings aus dem Nichts. Wir könnten es mit der Form eines Witzes vergleichen, denn es hat etwas von einem kalkulierten Lapsus, es beinhaltet eine soziale Verbindung und bedarf einer Sanktion eines Dritten als solche. Selbstverständlich haben wir es bisher mit einer Art flacher Architektur zu tun gehabt, die sich nicht besonders gut zur Darstellung des Körpers eignet. Das bewegte Lacan dazu, die Theorie der Knoten aufzustellen, eine Topologie zur Darstellung des Realen, Symbolischen und Imaginären, sowie deren suplementären Knoten. Aber das können wir ein anderes Mal behandeln.

Ein 8-jähriges Mädchen in New York und der liebe Gott
Montag, 14. September 1998
Eines Tages kam das Kind heim und rief außer Atem: ‘Mutter, ein Löwe hat mich verfolgt!’
Die Mutter wurde böse und erklärte, nichts davon zu glauben, sie solle nicht so lügen.
Das Mädchen antwortete: ‘Schau mal auf die Straße, da steht er noch vor dem Haus!’
Die Mutter schaute nach draußen und sah einen unschuldigen gelben kleinen Hund. Sie erklärte: … WEITERLESEN